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Fenster mit sehr breiter Flügelrahmensicht und einer zu flachen Anschrägung des inneren Blendrahmenabschlusses. |
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Fenster mit sehr schlanker Flügelrahmensicht, schlanken Flügelhölzern und einer moderaten Anschrägung des Blendrahmens. |
Ich habe gerade den zweiten Fensterhersteller abgeschossen. Sie waren nicht nur ziemliche Chaoten - am Schluss hatten wir drei verschiedene Listen, die man alle irgendwie aktuell halten musste, wenn man einen Parameter verändert hat -, auch haben mich die Lasurmöglichkeiten gestört. Die angebotenen Lasuren hatten alle einen sehr konstoffähnliches Finish. Zwar gab es darauf 10 Jahre Garantie, aber das ist ja mit Plastik keine Kunst. Ich habe mir dann noch überlegt, die Fenster einfach imprägniert zu bestellen, aber ich habe weiss Gott besseres zu tun, noch die Fenster zu lasieren, wenn ich diese bei anderen zum gleichen Preis schon geölt bekomme. Ausserdem besassen die Blendrahmen auf der Innenseite eine zu grosse Anschrägung, was bei einer Stockmontage mit Verlust von lichter Öffnungsfläche einhergeht, da man den Bereich der Schräge nicht hinter den Stock ziehen kann. Ein Fensterhersteller, von dem ich schon im Januar letzten Jahres eine Offerte eingeholt habe, hat ausserdem viel schlankere Profile: Der Stulp ist nur 10.4 anstatt 11.6 cm breit und die Flügel sind viel stärker im Blendrahmen versenkt. Auch die Profiltiefen sind geringer. Der Blendrahmen bleibt auf 68 mm und die Flügel bei 73 mm bei Dreifachverglasung. Das zeigt, dass es auch besser geht. Ich erinner mich noch an einen Fensterbauer aus Deutschland (Sorpetaler), welcher mich ziemlich heftig beschimpft hat, als ich gesagt habe, dass es qualitativ gute Lösungen für einen schmalen Stulp gibt.
Ich kann mich noch an eine gute Werbung erinnern (leider von einem Finanzistitut), in der um kreative und perfektionistische Mitarbeiter geworben wird. Die Werbung zeigt ein Etui mit etwa 20 Radiergummies und 4 Bleistiften. Der Text lautete in etwa so: "Die erste Lösung ist nicht immer die Beste." Das fand schon damals (wärend meines Studiums) meinen Beifall, es wurde in leicht modifizierter Form eigentlich ein wichtiger Leitsatz: "Die erste Lösung ist selten die Beste.". Diese kritische Haltung gegenüber eigener Ideen hat nur selten nicht zugetroffen. Die Fenster für Archas 199 beweisen dies auf ein Neues. Heute habe ich mich zum zweiten Mal kurz vor der Auftragserteilung von einem Fensterhersteller getrennt. Das zeigt, das Fenster eine äusserst heikle Angelegenheit sind, wenn man es richtig machen möchte. Das liegt vermutlich daran, dass Fenster eine vieldimensionale Angelegenheit sind. Da ist zum einen die Aufgabe des maximalen Lichtdurchlasses, dann die der effizienten Wärmedämmung. Weiterhin ist dieses Bauteil sowohl von Innen und von Aussen sichbar und beinflusst somit direkt das äussere Erscheinungsbild eines Gebäudes und das Raumgefühl im Inneren. Dabei sollte es nicht zu aufdringlich sein, denn zum Beispiel ist es in unserem Falle kein direktes Gestaltungselement. Und nicht zuletzt ist es ein wichtiger Kostenfaktor.
Da sind ander Bauelemente wesentlich gnädiger, der Stein zum Beispiel hat eine statische und eine dämmende Aufgabe, aber in den meisten Fällen verschwindet er hinter Verputz und man kann zum Beispiel die statische Tragfähigkeit zugunsten der Wärmedämmung oder des spezifischen Raumgewichts etwas reduzieren, ohne dass man von aussen davon etwas bemerkt. In der Mathematik bezeichnet man soetwas (hier Statik v.s. Aussehen) als orthonormales System. Die Änderung eines Parameters hat keinen Einfluss auf einen anderen. Fenster sind nicht so orthonormal (eigenlich ist etwas orthonormal oder nicht aber das vergessen wir mal für dieses Gleichnis). Es gibt eigentlich keinen Parameter, der nicht einen Einfluss auf einen anderen hat. Das macht es schwierig, da nicht jeder Parameter für sich isoliert optimiert werden kann, sonder das Maximum eines komplexen Systems bestimmt werden soll. Das ist wie das Balancieren eines mehrgelenkigen Stabes auf dem Zeigefinger.
Immerhin gibt es Faktoren, welche sich in die gleiche Richtung positiv verändern, wenn man den einen verbessert. Das ist zum Beispiel das Streben nach einem schlanken Erscheinungsbild. Ein solches geht in den meisten Fällen mit einer verbesserten Lichtausbeute einher (alles in Massen natürlich, wie mir schon von kleinauf eingeprägt wurde). Mit der Wärmedämmung ist es leider nicht so. Eine bessere Wärmedämmung bedingt dickere (tiefere) Blendrahmenprofile. Zum einen wegen des verbesserten U-Wertes eines tieferen Bauteiles im Vergleich zu einem weniger tiefen, zum anderen sind dickere Profile notwendig, um die tieferen Gläser einer Dreifachverglasung aufzunehmen. Die Dreifachverglasung hat noch einen weiteren Effekt: Innen und aussen aufgesiegelte, dünne (18 oder 22 mm) Sprossen machen die Tiefe des Glases sichtbar.